Institutionals Quo Vadis: Der Übergang zum Net Zero Target der EU
20.02.2024 • 7 Minuten Lesezeit
Was versteht man unter „Net Zero 2050“?
Klimaneutralität bezeichnet den Zustand, in dem nur so viele Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, wie von der Natur absorbiert werden können, einschließlich der Aufnahme durch Wälder, Ozeane und Böden. Um das angestrebte Ziel der Reduzierung von Nettoemissionen auf Null zu erreichen, müssen die Mitgliedsstaaten der EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 drastisch reduzieren und gleichzeitig Wege finden, die verbleibenden unvermeidbaren Emissionen auszugleichen.
In ihren Schlussfolgerungen unterstrich der Europäische Rat die beträchtlichen Chancen, die sich aus dem Übergang zur Klimaneutralität ergeben, einschließlich:2
- Wirtschaftswachstum
- Entwicklung neuer Märkte und Schaffung von Arbeitsplätzen
- Förderung technologischer Entwicklungen.
Was sind die im Klimaschutzgesetz festgelegten, notwendigen Schritte um das Net Zero Target für 2050 zu erreichen?
Auf der Grundlage einer umfassenden Auswirkungsanalyse hat die EU ein Zwischenziel für 2030 festgelegt: eine Reduzierung der Nettotreibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu den Werten von 1990. Dabei wird der Beitrag von Emissionsreduktionen und -entfernungen klar festgelegt. Ein essenzieller Bestandteil der Bemühungen der EU zur Erreichung der Klimaneutralität ist das Paket „Fit für 55“. Es beinhaltet eine Vielzahl von Vorschlägen zur Überarbeitung bestehender Rechtsvorschriften sowie zur Einführung neuer Initiativen und gilt somit als Schlüsselplan der EU zur Umsetzung ihrer Klimaziele durch EU-Rechtsvorschriften.3
Das Paket behandelt Regelungen zu den folgenden Bereichen:
- Energie
- Verkehr
- Emissionshandel und Emissionsminderung
- Landnutzung und Forstwirtschaft
Ein weiterer Bestandteil des Gesetzes ist ein Prozess zur Festlegung eines Klimaziels für 2040, der ein indikatives Treibhausgasbudget für den Zeitraum von 2030 bis 2050 berücksichtigt, das von der Kommission veröffentlicht wird. Zudem bekräftigt das Gesetz das Engagement Emissionen nach 2050 zu negativieren und die Einrichtung eines Europäischen Wissenschaftlichen Beirats für Klimawandel, der unabhängige wissenschaftliche Beratung leisten wird.
Des Weiteren werden strengere Bestimmungen zur Anpassung an den Klimawandel eingeführt und es wird eine starke Kohärenz in allen Politikbereichen der Union mit dem Ziel der Klimaneutralität angestrebt. Schließlich verpflichtet sich die EU, mit verschiedenen Wirtschaftssektoren zusammenzuarbeiten, um sektorspezifische Roadmaps zu erstellen, die den Weg zur Klimaneutralität aufzeigen.
Die EU hat sich verpflichtet, mindestens 20 Prozent ihres EU-Haushalts für den Zeitraum von 2014 bis 2020 für den Klimaschutz aufzuwenden. Für den EU-Haushalt von 2021 bis 2027 wurde dieser Anteil auf 30 Prozent erhöht, was etwa 87 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Diese Summe entspricht weniger als 10 Prozent der Gesamtinvestitionen, die benötigt werden, um die Ziele für 2030 zu erreichen, die auf etwa 1 Billion Euro pro Jahr geschätzt werden. Es wird erwartet, dass der Rest der Investitionen aus nationalen und privaten Mitteln stammen wird.4
Status Quo und nächste Schritte
Das EU-Klimagesetz weist die Kommission an, spätestens sechs Monate nach der ersten weltweiten Bestandsaufnahme im Rahmen des Pariser Abkommens, die auf der COP28 im Dezember 2023 stattfand, ein EU-Klimaziel für 2040 vorzuschlagen.
Am 6. Februar 2024 legte die Europäische Kommission ihre Bewertung für ein Klimaziel für 2040 für die EU vor. Die Kommission empfahl, die Nettotreibhausgasemissionen der EU bis 2040 um 90 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren.5
Ein Hebel: Klimatechnologien
Eine aktuelle Analyse von Mc Kinsey & Co7 zeigt die Skalierungslücke im Bereich des Klimaschutzes. Bereits über 4.000 Unternehmen haben sich zu Emissionsreduktionen verpflichtet, und mehr als 70 Länder haben Netto-Null-Ziele festgelegt. Doch wie schnell müssten Schlüsseltechnologien wachsen, um diese Ziele zu erreichen?
Betrachtet man den aktuellen Wachstumspfad von Klimatechnologien im Verhältnis zu den bestehenden Netto-Null-Verpflichtungen, steht fest: Selbst etablierte Technologien wie Wind- und Solarenergie müssten um das Sechsfache bis Vierzehnfache schneller wachsen, um den 1,5-Grad-Pfad bis 2030 zu erreichen (siehe Abbildung) .
1 European climate law (europa.eu)
2 Maßnahmen der EU gegen den Klimawandel - Consilium (europa.eu)
3 EUR-Lex - 52021DC0550 - EN - EUR-Lex (europa.eu)
4 European Court of Auditors, Sepcial Report EU climate and energy targets, S. 4, Special report 18/2023: EU climate and energy targets – 2020 targets achieved, but little indication that actions to reach the 2030 targets will be sufficient (europa.eu)
5 2040 climate target - European Commission (europa.eu)
6 2040 climate target - European Commission (europa.eu)