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Institutionals Quo Vadis: Der Übergang zum Net Zero Target der EU

20.02.2024 7 Minuten Lesezeit

klimaVest: Redakteurin Annemarie Zahn
Annemarie Fountoukas
Redakteurin

Was versteht man unter „Net Zero 2050“?

Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 eine klimaneutrale Wirtschaft zu erreichen, die Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen aufweist. Dieses Ziel ist Teil des European Green Deal und wird durch das European Climate Law1 gesetzlich verbindlich gemacht. Die EU-Mitgliedstaaten haben nationale Langzeitstrategien entwickelt, um ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen und dem Ziel der Klimaneutralität der EU zu erfüllen. Die Strategien sollten mit den integrierten nationalen Energie- und Klimaplänen der Mitgliedstaaten für den Zeitraum 2021-30 übereinstimmen.

Klimaneutralität bezeichnet den Zustand, in dem nur so viele Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, wie von der Natur absorbiert werden können, einschließlich der Aufnahme durch Wälder, Ozeane und Böden. Um das angestrebte Ziel der Reduzierung von Nettoemissionen auf Null zu erreichen, müssen die Mitgliedsstaaten der EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 drastisch reduzieren und gleichzeitig Wege finden, die verbleibenden unvermeidbaren Emissionen auszugleichen.

In ihren Schlussfolgerungen unterstrich der Europäische Rat die beträchtlichen Chancen, die sich aus dem Übergang zur Klimaneutralität ergeben, einschließlich:2

  • Wirtschaftswachstum
  • Entwicklung neuer Märkte und Schaffung von Arbeitsplätzen
  • Förderung technologischer Entwicklungen. 
Das Klimaschutzgesetz beinhaltet Maßnahmen zur Überwachung des Fortschritts und zur Anpassung unserer Handlungen entsprechend, gestützt auf bestehende Systeme wie den Governance-Prozess für die nationalen Energie- und Klimapläne der Mitgliedstaaten, regelmäßige Berichte des Europäischen Umweltamts sowie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel und dessen Auswirkungen. Der Fortschritt wird alle fünf Jahre überprüft, entsprechend der globalen Bestandsaufnahme im Rahmen des Pariser Abkommens.

Was sind die im Klimaschutzgesetz festgelegten, notwendigen Schritte um das Net Zero Target für 2050 zu erreichen?

Auf der Grundlage einer umfassenden Auswirkungsanalyse hat die EU ein Zwischenziel für 2030 festgelegt: eine Reduzierung der Nettotreibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu den Werten von 1990. Dabei wird der Beitrag von Emissionsreduktionen und -entfernungen klar festgelegt. Ein essenzieller Bestandteil der Bemühungen der EU zur Erreichung der Klimaneutralität ist das Paket „Fit für 55“. Es beinhaltet eine Vielzahl von Vorschlägen zur Überarbeitung bestehender Rechtsvorschriften sowie zur Einführung neuer Initiativen und gilt somit als Schlüsselplan der EU zur Umsetzung ihrer Klimaziele durch EU-Rechtsvorschriften.3

Das Paket behandelt Regelungen zu den folgenden Bereichen:

  • Energie
  • Verkehr
  • Emissionshandel und Emissionsminderung
  • Landnutzung und Forstwirtschaft

Ein weiterer Bestandteil des Gesetzes ist ein Prozess zur Festlegung eines Klimaziels für 2040, der ein indikatives Treibhausgasbudget für den Zeitraum von 2030 bis 2050 berücksichtigt, das von der Kommission veröffentlicht wird. Zudem bekräftigt das Gesetz das Engagement Emissionen nach 2050 zu negativieren und die Einrichtung eines Europäischen Wissenschaftlichen Beirats für Klimawandel, der unabhängige wissenschaftliche Beratung leisten wird.

Des Weiteren werden strengere Bestimmungen zur Anpassung an den Klimawandel eingeführt und es wird eine starke Kohärenz in allen Politikbereichen der Union mit dem Ziel der Klimaneutralität angestrebt. Schließlich verpflichtet sich die EU, mit verschiedenen Wirtschaftssektoren zusammenzuarbeiten, um sektorspezifische Roadmaps zu erstellen, die den Weg zur Klimaneutralität aufzeigen.

Die EU hat sich verpflichtet, mindestens 20 Prozent ihres EU-Haushalts für den Zeitraum von 2014 bis 2020 für den Klimaschutz aufzuwenden. Für den EU-Haushalt von 2021 bis 2027 wurde dieser Anteil auf 30 Prozent erhöht, was etwa 87 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Diese Summe entspricht weniger als 10 Prozent der Gesamtinvestitionen, die benötigt werden, um die Ziele für 2030 zu erreichen, die auf etwa 1 Billion Euro pro Jahr geschätzt werden. Es wird erwartet, dass der Rest der Investitionen aus nationalen und privaten Mitteln stammen wird.4

 

Status Quo und nächste Schritte

Das EU-Klimagesetz weist die Kommission an, spätestens sechs Monate nach der ersten weltweiten Bestandsaufnahme im Rahmen des Pariser Abkommens, die auf der COP28 im Dezember 2023 stattfand, ein EU-Klimaziel für 2040 vorzuschlagen.

Am 6. Februar 2024 legte die Europäische Kommission ihre Bewertung für ein Klimaziel für 2040 für die EU vor. Die Kommission empfahl, die Nettotreibhausgasemissionen der EU bis 2040 um 90 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren.5

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Die nächste Kommission, welche durch die Europawahl 2024 bestimmt wird, wird den legislativen Vorschlag zur Aufnahme des 2040-Ziels in das europäische Klimarecht vorlegen und sicherstellen, der geeignete politische Rahmen nach 2030 vorhanden sein wird um das Ziel auf faire und kosteneffiziente Weise zu erreichen.6

Ein Hebel: Klimatechnologien

Eine aktuelle Analyse von Mc Kinsey & Co7 zeigt die Skalierungslücke im Bereich des Klimaschutzes. Bereits über 4.000 Unternehmen haben sich zu Emissionsreduktionen verpflichtet, und mehr als 70 Länder haben Netto-Null-Ziele festgelegt. Doch wie schnell müssten Schlüsseltechnologien wachsen, um diese Ziele zu erreichen?

Eine aktuelle Analyse von Mc Kinsey & Co7 zeigt die Skalierungslücke im Bereich des Klimaschutzes. Bereits über 4.000 Unternehmen haben sich zu Emissionsreduktionen verpflichtet, und mehr als 70 Länder haben Netto-Null-Ziele festgelegt. Doch wie schnell müssten Schlüsseltechnologien wachsen, um diese Ziele zu erreichen?

Betrachtet man den aktuellen Wachstumspfad von Klimatechnologien im Verhältnis zu den bestehenden Netto-Null-Verpflichtungen, steht fest: Selbst etablierte Technologien wie Wind- und Solarenergie müssten um das Sechsfache bis Vierzehnfache schneller wachsen, um den 1,5-Grad-Pfad bis 2030 zu erreichen (siehe Abbildung) .

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