Reale Werte Umbaukultur: Mit Immobilien Mehrwert schaffen
29.11.2023 • 7 Minuten Lesezeit
Wie viele Branchen steht auch die Immobilienbranche vor großen Herausforderungen. Neben dem Klimawandel machen sich auch auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene Veränderungen bemerkbar, die neue Herangehensweisen erfordern – wie das Konzept der Umbaukultur.
Erfahren Sie in diesem Artikel, was es mit der Idee der Umbaukultur auf sich hat und welche Potenziale auch wir bei der Commerz Real erkennen, um der Zukunft effektiv zu begegnen.
Ressourcenfresser Immobilien
Immobilien haben eine stolze Halbwertszeit. Sie werden für kommende Jahre, Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte erbaut und gewinnen – je länger sie bestehen – eine immer größere Bedeutung für die Umwelt, die sie umgibt. Bestandsimmobilien prägen somit nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch die Zukunft unserer Lebenswelten.
Gleichzeitig stellen uns Immobilien jedoch vor bedeutende Herausforderungen, wenn es um den Verbrauch von Energie und Ressourcen sowie die Belastung der Umwelt geht: Rund 40 % aller Treibhausgase in Deutschland werden durch die Errichtung und Nutzung von Hochbauten verursacht. Das entspricht 398 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Allein die Emissionen der globalen Zementindustrie haben sich in den letzten 30 Jahren von 500 Millionen Tonnen CO2 auf über 1,6 Milliarden Tonnen CO2 vermehrt – und damit mehr als verdreifacht.
Die große Menge an Ressourcen, die in die Bau- und Immobilienbranche fließt, macht sich auch am anderen Ende der Wertschöpfungskette bemerkbar: Mehr als die Hälfte des jährlichen Abfallaufkommens in Deutschland besteht aus Bau- und Abbruchabfällen wie Schutt, Bodenaushub oder Gipsabfällen. Zwar können große Teile der anfallenden Abfälle wiederverwertet werden, jedoch steigt mit der Neu- und Wiederverarbeitung dieser Materialien auch ihr weiterer Strom- und Energieverbrauch.
Lebenswelten im Umbruch
Nicht nur auf ökologischer, auch auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene stehen Bestandsimmobilien auf dem Prüfstand. Dabei spielt zum einen die Anziehungskraft der Städte eine große Rolle:
Immer mehr Menschen verlassen die ländlichen Gebiete und ziehen in die Städte, doch der Wohnraum ist knapp. Insbesondere an bezahlbarem Wohnraum fehlt es: Während es in den 1990er Jahren in Deutschland noch rund drei Millionen Sozialwohnungen gab, ist diese Zahl heute auf gut eine Million gesunken. Das knappe Angebot sorgt dabei für weiter steigende Preise, sodass sich immer weniger Menschen den verfügbaren Wohnraum leisten können.
Zum anderen erfahren deutsche Innenstädte zunehmenden Leerstand: Wo früher ausgiebig gebummelt wurde und ein Großteil des Handels vor Ort stattfand, stehen heute immer mehr Ladenflächen leer oder wechseln innerhalb weniger Monate den Besitzer. Der Handelsverband Deutschland prognostiziert allein für das Jahr 2023 die Schließung von mindestens 9.000 stationären Geschäften. Insbesondere kleinere Fachgeschäfte haben unter dem abnehmenden Betrieb in deutschen Innenstädten zu leiden.
Während es beim Thema Ressourcen in erster Linie um die ökologische Zielrichtung von Immobilien geht, offenbart sich nun auch die Frage nach der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielrichtung. Hier steht die Nutzung der bestehenden Immobilien im Mittelpunkt – und die Frage, welche Rolle Bestandsimmobilien spielen, wenn es darum geht, Innenstädte und Wohnviertel zukunftsfähig zu gestalten und an die Bedürfnisse der Bewohner:innen anzupassen.
Umbaukultur: Bestand neu denken
Das Konzept der Umbaukultur liefert für diese Problemstellungen wertvolle Lösungsansätze. Im Mittelpunkt steht der Erhalt und die Anpassung von Baubestand, um Städte nachhaltiger zu gestalten und den ständigen Abriss und Neubau von Immobilien zu reduzieren. Dabei gilt es, ein umfangreiches Verständnis für die Umgebung zu entwickeln und Immobilien langfristig in ihre Umwelt einzubinden.
Ziel dieses Ansatzes ist es somit, das Potenzial bestehender Immobilien zu nutzen und gezielt auszubauen, ihre Flächen zukunftsfähig zu gestalten und dabei Emissionen einzusparen. Quartiere, Wohnviertel und Lebenswelten werden durch die Gebäude vor Ort aktiv mitgestaltet. Mit dem gezielten Umbau wird die historisch gewachsene Bedeutung der jeweiligen Immobilien bewahrt und neu eingerahmt.
Gleichzeitig können die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigt und in die Neugestaltung der Immobilie eingebunden werden. So entsteht aus Bestandsgebäuden etwas Neues, das optimal in die Umwelt eingebunden wird und gesellschaftlichen Mehrwert bietet.
Unser Motto: Change the running system
Bei allem Respekt vor der Dimension der Herausforderungen sehen wir es bei der Commerz Real optimistisch: Die Umgestaltung vorhandener Immobilien bietet eine großartige Möglichkeit, historisch gewachsene Gebäude und Quartiere technisch und wirtschaftlich zu optimieren und an veränderte Bedürfnisse anzupassen.
Gleichzeitig ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, den Erhalt der kulturellen Werte zu berücksichtigen, die mit einer Immobilie verbunden sind. Denn Umbauprojekte sollten nicht nur funktional und energieeffizient sein, sondern auch die Geschichte und den Charakter eines Gebäudes bewahren. Und bestenfalls dem gesamten Stadtquartier einen Mehrwert bieten.
Ein Paradebeispiel für diesen Ansatz ist unser Objekt 2Amsterdam in den Niederlanden, das die Symbiose aus Erneuerung und Erhalt eindrucksvoll demonstriert. Das ursprüngliche, in die Jahre gekommene Bürogebäude aus dem Jahr 1989 stand vor der Herausforderung, den aktuellen ESG-Standards gerecht zu werden.
Doch anstatt für eine komplette Neugestaltung entschieden wir uns für eine behutsame Erneuerung, bei der die ursprüngliche Struktur nicht nur erhalten, sondern auch gekonnt in das neue Konzept integriert wurde. Ein Teil dieser Struktur liegt heute offen, sodass Besucher:innen und Nutzer:innen einen direkten Bezug zu der Geschichte des Gebäudes herstellen können.
Vom Bürogebäude zum multifunktionalen Hotel-Office-Komplex
Die Transformation des einstigen Bürogebäudes Twin Towers Amsterdam in den multifunktionalen Hotel-Office-Komplex 2Amsterdam war ein ambitioniertes Unterfangen, das in drei Teilprojekten umgesetzt wurde:
- Der ehemalige AkzoNobel-Turm wurde zu einem Hotel umfunktioniert und dabei zusätzlich aufgestockt.
- Der Stibbe-Turm behielt seine Bürofunktion, wurde jedoch seitlich sowie rückseitig um 11 Stockwerke erweitert.
- Eine dreigeschossige Tiefgarage wurde ergänzt, um den Anforderungen an moderne Mobilität und Parkmöglichkeiten gerecht zu werden.
Um die Immobilie auch energetisch nachhaltig zu gestalten, implementierten wir ein fortschrittliches Energiekonzept. Das Wärme-Kälte-Speicherungssystem (WKO-System) ermöglicht es, Energie in Form von Wärme oder Kälte im Boden zu speichern und effizient zu nutzen. Diese Maßnahme, zusammen mit weiteren umweltfreundlichen Technologien, brachte dem Projekt das britische Nachhaltigkeitszertifikat BREEAM Excellent ein.
Ein weiterer zentraler Aspekt war die digitale Vernetzung. Durch die Implementierung des B-Grid Systems und der Office App schufen wir eine digitale Umgebung, die das Gebäudemanagement vereinfacht und gleichzeitig den Mieter:innen ein hohes Maß an Flexibilität bietet.
Funktionen wie Licht- und Klimasteuerung, Raumreservierung für Gym oder Meetings, Catering, Parkplatzbuchung sowie ein integriertes Beschwerdemanagementsystem stellen eine solide Basis dar, auf der die Nutzer:innen ihre individuellen digitalen Lösungen aufbauen können.
Doch die Erneuerung von 2Amsterdam hat neben der funktionalen und ökologischen auch eine soziale Dimension, die den kulturellen Mehrwert der Traditionsimmobilie erheblich steigert: Mit der Einrichtung der ersten Skybar im Geschäftsviertel, die der Öffentlichkeit zugänglich ist, sowie der Integration eines Hotels haben wir eine lebendige Interaktion zwischen der Immobilie und dem städtischen Leben gefördert. Diese neuen Elemente tragen zur Belebung des Viertels bei, nicht nur während der Bürozeiten, sondern rund um die Uhr.
Fazit: Bestand erhalten und Mehrwert schaffen
Die Reise von 2Amsterdam verkörpert unser Motto „Change the running system“ auf ideale Weise. Durch behutsame Erneuerung und Integration moderner Technologien haben wir eine harmonische Symbiose aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschaffen.
Dabei steht stets der Mehrwert für das Quartier im Fokus. So schaffen wir attraktive, nachhaltige und lebenswerte Räume für seine Bewohner:innen – und philosophieren nicht nur, sondern leben Umbaukultur vor.
Noch mehr Informationen über die Umbaukultur der Commerz Real finden Sie in unserem Whitepaper.