Börsenstraße

Denkmalschutz im Portfolio – Chancen für Kultur und Kapital

6 Minuten Lesezeit

Zuerst gestalten wir die Stadt – dann prägt sie uns.
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Jan Gehl
Stadtplaner und Architekt

Man denke nur an die unzähligen Besucher*innen die jedes Jahr über die Champs d‘ Elysee ziehen, auf dem Times Square staunend flanieren oder durch die Kulisse der Frankfurter neuen Altstadt laufen. Überall dort ist Architektur zum Zeuge der Zeit geworden und überall dort findet man auch Immobilien aus unserem Bestand. Die Fassaden vieler Bauwerke in unserer Verantwortung erzählen Geschichten und prägen Quartiere und manchmal ganze Stadtbilder – teils schon deutlich länger als die 50 Jahre eigene Geschichte unseres hausInvest.

Aber was bedeutet so ein Erbe, das bewahrt werden will für einen Assetmanager? Wie gelingt es solche Werte im Portfolio zu sichern und im Idealfall auch zu steigern durch Expertise und gute Ideen?

Gerade in Zeiten von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft erfährt das Thema Baudenkmal noch eine neue Lesart. Denn immerhin ist ein Gebäude, dass seit mehreren, wenn nicht gar vielen Genrationen seine Bewohner, Besucher oder Nutzer beherbergt im Idealfall ein Beleg für Effizienz und Einsparungspotential neuer baulicher Emissionen. Damit sind Baudenkmale Paten dessen, was heute unter dem Begriff von Revitalisierung des Bestands oder Umbaukultur eine neue Präsenz erhält.

Das alles ist Grund genug sich einmal anzuschauen, was Denkmale in unserem Portfolio für Vorteile bieten und welche Herausforderungen mit dem Bauen im Bestand einhergehen können. Denn am Ende gilt eines unser Leitmotiv aktiven Assetmanagements: Behutsam mit der Substanz, aber nicht zögerlich mit der Innovation.

Was gilt eigentlich als Baudenkmal?

Eine sehr kurze Geschichte des Denkmalschutzes: Das Thema Denkmalschutz ist fast schon so alt wie die Architektur selbst. So oft dieser Satz im historischen Kontext zu lesen ist, hat er auch in diesem Fall eine gewisse Gültigkeit. Schon früh wurden Bauten ebenso als schützenwert, als auch als Last alter Generationen beschrieben. Nicht immer sind Moden und Baustile von Bestand gewesen und Erhalt an ästhetische Bedingungen geknüpft. Trotz dieser sehr weitgefassten Spanne lässt sich der eigentliche Denkmalschutz – auch begrifflich – in das ausgehende 19. Jahrhundert datieren. Erste Bestrebungen architektonische Zeugnisse systematisch und auch rechtlich unter Schutz zu stellen, finden sich ab den 1860er Jahren. Eine prägende Arbeit zum Thema war das später zu Popularität gekommene Dehio-Handbuch. Als Nachschlagewerk für Kunstdenkmäler etablierte der deutscher Architektur- und Kunsthistoriker Georg Dehio seinen Atlas zum Standard. Das erste deutsche kodifizierte Denkmalschutzgesetz wurde im Jahr 1902 im Großherzogtum Hessen erlassen.

Grundsätzlich sind Baudenkmäler eine Kategorie der Kulturdenkmäler und werden als erhaltenswerter Bestandteil vergangener Baukunst beschrieben. Soweit die kurze Definition und Geschichte.

Es werden in einer Collage unterschiedliche Baumaterialien dargestellt.
Mehr zum Thema Umbaukultur

Transformation im Bestand

Durch den Erhalt des Bestehenden werden nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Werte bewahrt und weiterentwickelt. Genau hier trifft Denkmalschutz auf das Thema Umbaukultur, denn letzteres bedeutet das Erhalten und Anpassen des vorhandenen Baubestands. Interessante Einblicke und drei spannende Projekte stellen wir in unserem Whitepaper vor.

Facetten und Fassaden

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Denkmal und Denkmalschutz bietet viele Blickwinkel und insbesondere in einem großen Bestand von über 200 Immobilien ließen sich unzählige Geschichte zu einzelnen Objekten erzählen. Doch im ersten Aufschlag sollen hier vier Beispiel aus unserem Portfolio davon berichten, was Denkmalschutz made by Commerz Real bedeuten kann.

Große Werte kleingerechnet: Wie KI die Frankfurter Börsenstraße energetische optimiert

Eine große Herausforderung bei denkmalgeschützten Objekten ist die Frage nach der Vereinbarkeit von energetischer Sanierung und Erhalt des Erscheinungsbildes. Immerhin müssen Immobilien Grenzwerte einhalten und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Im Herzen der Finanzmetropole Frankfurt haben wir mit der Börsenstraße den Spagat zwischen minimalinvasiver Modernisierung und energieeffizientem Betrieb dank künstlicher Intelligenz gemeistert. Unter Einsatz neuer KI-gesteuerter Systeme der Gebäudeleittechnik können Verbräuche smart gesteuert und Einsparungspotentiale erschlossen werden. Wie genau das funktioniert und warum das sogar preisverdächtig ist, erzählen wir in der nächsten Ausgabe.

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Münchens Tucherpark im Eisbachviertel – Ein Ensemble, das zeigt, wie Denkmalschutz wirkt und wandelt

Als die letzten Gebäude des Münchener Tucherparks fertiggestellt wurden, erblickte unser offener Immobilienfonds hausInvest gerade die Welt. Der Tucherpark gilt als eines von wenigen Büroquartieren, die nicht nur von Beginn an als zusammengehöriges Ensemble konzipiert und umgesetzt wurden, sondern auch aus der Feder nur zweier Architekturbüros stammen. Einer von ihnen Sep Ruf, zählt zu den bedeutenden deutschen Architekten der Nachkriegszeit und schuf im Tucherpark lichtdurchflutete, transparente Gebäude, deren DNA heute die Basis für ein zukunftsweisendes neues Stadtquartier Münchens bilden soll. Das besondere an diesem Denkmal ist, dass es gleich ein Dutzend sind. Außerdem zeigt sich hier, dass Denkmalschutz keine starre Konservierung von bestehenden Bauten bedeutet. Denn 50 Jahre später zeugt der Weg einer stilprägenden modernen Bauweise der 60er und frühen 70er Jahre, dass nicht nur das Erscheinungsbild schützenwert ist, sondern auch das übergeordnete Konzept. Was im Ursprung schon ganzheitlich gedacht wurde – fast schon wie ein Ökosystem für sich – wird heute nur konsequent in diesem Gedanken weitergedacht. Wie diese Wandlungsfähigkeit des Tucherparks München prägt und wie hier Design Heritage und urbane Lebenswelten der Zukunft zusammentreffen, zeigen wir im zweiten Beitrag.

Gemeinsames Fundament: Kaiser-Karree Frankfurt

Mit der Stadt, den Bewohnern und der Skyline wächst zwischen den gläsernen Hochhäusern ein neues Wahrzeichen Frankfurts. Die Herangehensweise beim Frankfurter Kaiser-Karee, das wir zusammen mit Tishman Sepyer entwickeln, ist geprägt von einem offenen Dialog mit allen Beteiligten. Im Rahmen des neuen Frankfurter Hochhausentwicklungsplans entsteht unter Bürgerbeteiligung eine einzigartige Kombination aus alt und neu, die beiden Bestanteilen – historischem Baudenkmal und futuristischem Wolkenkratzer – ihre Bühne gibt. Das Kaiser-Karree ist ein Beleg dafür, wie innerhalb eines Gebäudes sich städtische Geschichte fortschreiben lässt. Wie diese aussieht, berichten wir im dritten Beitrag.
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Wohnen und Träumen in historischen Gemäuern

Gleich zweifach widmen wir uns einem besonderen Aspekt von Denkmalschutz in der sächsischen Hauptstadt. Mit dem Hotel de Saxe haben wir einen Teil der rekonstruierten Dresdener Altstadt im Portfolio. Ein Hotel, das in nicht nur Gäste zum Träumen einlädt, sondern auf einzigartige Weise nachzeichnet, was einst den zerstörerischen Tagen des Kriegs zum Opfer fiel. Wer nicht nur für eine Nacht verweilen, sondern gleich einziehen will, für den haben wir mit den Königshöfen in direkter Nachbarschaft ein Ensemble im Bestand, das seit zwei Jahren zur begehrten Wohnlage gehört. Gerade hier zeigt sich, dass die Atmosphäre historischer Gemäuer gepaart mit zeitgemäßen Wohnkomfort nicht nur beliebt ist, sondern auch, dass solche aufwendigen Umnutzungen wertsteigernd für unsere Anleger*innen sein können.